Sind Zweitgeborene Radau-Kinder?

Sep 27, 2018 by apost team

Familien, die mehrere Kinder haben, stellen schnell fest, ihre Kinder sind individuell und unterscheiden sich im Verhalten voneinander. Viele Menschen sind der Überzeugung, dass die Rangfolge einen großen Einfluss auf das Verhalten des Kindes hat, so kämpfen Sandwich-Kinder beispielsweise gerne um Aufmerksamkeit und fühlen sich minderwertig, während Nesthäkchen als verwöhnt und rebellisch gelten und Erstgeborenen oft viele Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein und Selbstbewusstsein zugesprochen wird.

Schon der Individualpsychologe Alfred Adler, der selbst ein Sandwich-Kind war, verfolgte vor 100 Jahren die Theorie, dass die Rangfolge innerhalb der Familie einen starken Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben könnte. Bis heute widmen sich Psychologen dieser Theorie und haben aktuelle Studien mit zahlreichen Geschwisterkindern durchgeführt, die eindrucksvolle Ergebnisse lieferten.

Zweitgeborene Jungs sind oft auffällig

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Sobald Paare ihr erstes Kind willkommen heißen, dreht sich alles nur noch um den kleinen Sonnenschein, der das Leben der frisch gebackenen Eltern, komplett auf den Kopf stellt und sie zur stolzen Familie macht. Erstgeborene genießen naturgemäß die volle Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Eltern, Großeltern und Verwandten, die sich ganz auf das neue Familienmitglied konzentrieren können und sehr bemüht sind alles richtig zu machen und den kleinen Schatz zu verwöhnen.

Das zweitgeborene Kind hat es da schon schwerer, denn der Hype um den Erstgeborenen fällt beim zweiten Kind schon gedämpfter aus und im Schatten des älteren Geschwisterkindes muss sich das Zweitgeborene seinen Platz im Scheinwerferlicht oft erkämpfen, um gesehen zu werden. Kein Wunder also, dass eine Studie des Massachusetts Instituts of Technology bestätigt, dass vor allem zweitgeborene Jungs im Laufe des Lebens häufig Auffälligkeiten zeigen und sich eine Tendenz abzeichnet eher zu „Radau-Kindern“ zu werden.

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Höhere Wahrscheinlichkeit im Gefängnis zu landen?

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Forscher aus Dänemark und Florida untersuchten innerhalb einer Studie tausende Geschwisterpaare und kamen zu dem Schluss, dass zweitgeborene Jungs eine bis zu 40 % höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, als Jugendliche auffällig oder kriminell zu werden und beispielsweise mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, im Gefängnis zu landen oder der Schule verwiesen zu werden. Zweitgeborene Mädchen hingegen sind generell deutlich weniger kriminell auffällig, weswegen sich diese Studie auf Jungs fokussierte.

Was können Eltern tun?

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Wie sich ein zweitgeborener Sohn jedoch wirklich entwickelt, wird entscheidend vom Elternhaus beeinflusst, denn Zweitgeborene kämpfen stets mit allen Mitteln um die Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung ihrer Eltern, neben dem erstgeborenen Kind, welches schon seinen festen Platz eingenommen hat. Eifersucht ist also ein häufiges Thema unter Geschwistern, was zu Streit und Auseinandersetzungen führt.

Es ist daher sehr wichtig, dass Eltern beide Kinder ausreichend „sehen“ und sich Zeit für die individuellen Bedürfnisse und Interessen beider Kinder nehmen. So entsteht eine liebevolle Geschwisterbeziehung, die keinen Konkurrenzkampf nötig hat und jedes Kind fühlt sich geliebt, gerecht behandelt und angenommen. Eltern sollten sich aber keinesfalls unter Druck setzen, denn auch Eltern sind nicht perfekt und dürfen an und mit ihren Kindern gemeinsam lernen. Fehler sind wichtig um zu erkennen, wie es nicht so gut funktioniert und sich neu auszurichten, wie man es wirklich haben will und wie man es künftig besser machen kann.

Deshalb ist es wichtig auch seinen Kindern gegenüber authentisch zu sein und Fehler einzugestehen. So lernen Kinder wie man mit Fehler konstruktiv umgeht und verwandelt den Fehler zu einer echten Chance zur Verbesserung für die ganze Familie. Überdies ist es sehr wichtig auch ausreichend Zeit für sich selbst und als Paar einzuräumen, um Kraft zu tanken und im Gleichgewicht zu bleiben. Auch Mamas und Papas haben Bedürfnisse und haben auch mal einen schlechten Tag. Dazu darf man ruhig stehen und sollte nicht seine Gefühle verbergen oder unterdrücken.

Auch Eltern sind nur Menschen. Kinder verstehen, wenn die Eltern mal traurig sind oder ihre Ruhe brauchen und lernen so, dass es wichtig ist, dass man sich gut um sich kümmert und sich selbst etwas wert ist und dass jeder seinen „Raum“ braucht.

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