Liebe Eltern, Kinder brauchen Spielraum und keine Sicherheitsleinen

Sep 03, 2018 by apost team

Dies ist ein Appell an all die vielen überfürsorglichen Eltern dort draußen: Macht Euren Kindern nicht das Leben schwer!

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Und nicht nur den Kindern, sondern auch noch all den Menschen in ihrem Umfeld. Dies ist eine Warnung vor dem Terror mit Samthandschuhen und dem Wahn unnötiger Panikmache. Kinder müssen stolpern und fallen, denn so werden sie lernen auf eigenen Beinen zu stehen. Liebe Eltern, beraubt sie nicht um diese kostbare Erfahrung!

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Folgendes Ereignis konnte ich vor einigen Tagen beobachten und es machte mich doch sehr nachdenklich:

Tatort Kindergarten: Zwei Erzieherinnen kamen zusammen ihren Schützlingen zurück vom Spielplatz. Es war eine Gruppe von Jungen und Mädchen, die zwei, drei Jahre alt waren.

Dann passierte das Grauen. Die Erzieherin öffnete eine Tür, um einen Kinderwagen durchzuschieben, da fasste eines der Mädchen anscheinend in den Türspalt und schrie lauthals auf.

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Aber es war nichts. Keine abgetrennten Finger, noch nicht einmal eine Prellung oder Quetschung. Letztlich hatte sich das Mädchen nur vor der Tür erschrocken, die wieder zurück ins Schloss gefallen war.

Aber die Erzieherinnen waren natürlich auf 180 und in hellster Aufregung. Sätze wie: „Hoffentlich bekommt das die Mutter nicht mit. Sie wird uns noch eines Tages wegen Vernachlässigung verklagen.“

Ich hielt diesen Satz erst für einen Witz, einen ironischen Kommentar. Aber nein! Die Frau meinte es absolut ernst und ich konnte die Angst in ihrem Gesicht deutlich sehen.

Sie tröstete das Mädchen und wiegte es im Arm. „Pscht, alles wird wieder gut!“ Das einzige, wovor das Mädchen wirklich Angst hatte, waren die panischen Menschen um sie herum.

Ich will jetzt nicht von der „Guten alten Zeit“ erzählen, aber, dass hier etwas in eine ganz falsche Richtung läuft, ist nicht von der Hand zu weisen.

Ein anderes Beispiel:

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Meine Freundin ist Reitlehrerin und sie muss tatsächlich die Polizei verständigen, wenn eines der Kinder vom Pferd fällt. Sie muss eine ellenlange Befragung über sich ergehen lassen und darauf hoffen, dass die Eltern nicht mit dem Anwalt kommen.

Wenn ich da meine eigene Zeit beim Reiten als Teenagerin zurückdenke, war alles ganz anders. Fielen wir hin, mussten wir natürlich sofort wieder in den Sattel zurück. Der Reitlehrer war ein ruppiger Kerl, aber er brachte uns etwas Wichtiges bei. Außerdem haben wir uns nicht so angestellt, wenn es uns mal vom Pferd warf.

Auch da berichtet meine Freundin, dass die Kinder heute so steif und ungelenk sind, dass sie sich viel öfter verletzen, als wir es noch taten. Sie können teilweise nicht von alleine auf ein Pony steigen.

Aber wie konnte das passieren? Wie konnte aus den Kindern von heute so zerbrechliche Mimosen werden?

Die panische, grundlos übertrieben Angst der Eltern

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Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, als ich die Szene am Kindergarten mitbekommen hatte. Es ist die panische, grundlos übertrieben Angst der Eltern. Sie wollen ihre Kinder vor eingebildeten Gefahren für Leib und Leben schützen. Und rauben ihnen auf diese Weise wichtige Erfahrungen und mindern ihre Lebensqualität.

Was soll denn aus ihren Sprösslingen werden, wenn sie einmal auf eigenen Beinen stehen müssen?

Ich erinnere mich an eine Doku, die die ersten Lebensjahre von Kindern untersuchte, die aus verschiedenen Teilen der Welt stammten. Unter anderem die kleine Hattie aus den USA. Hervorragend medizinisch umsorgt, den ganzen Tag betreut und ihre Eltern halten sie fern von all den „Gefahren“ des Alltags.

Und es gab den kleinen Ponijao aus Namibia. Aufgewachsen in einem Stamm, begleitete er seine Eltern schon früh auf Wanderungen. Steine, die im Weg liegen, Dreck… Mit all dem musste er von allein zurechtkommen.

Und jetzt ratet, wer der von den beiden nach einem Jahr weiterentwickelt war? Genau. Während Hattie noch unsicher auf ihren Beinen durch das Wohnzimmer wankte, lief Ponijao selbstbewusst und balancierte Schalen auf seinem Kopf.

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Liebe Eltern, meine Bitte an Euch: Nehmt euch zurück und lasst Eure Kinder Kinder sein. Überbehütet sie nicht. Beraubt sie nicht den vielen, wichtigen Erfahrungen. Sie sind stärker und robuster, als Ihr denkt und Schrammen und Beulen gehören mit zum Leben. Wir selbst haben auch irgendwie überlebt und unsere Eltern wickelten uns nicht in Zuckerwatte aus einhundert prozentigen Bio-Anbau. Was wäre aus uns geworden?

Konntet Ihr vielleicht ähnliche Beobachtungen machen und findet, dass Eltern dringend ihren Weg der Erziehung überdenken sollten, dann zeig diesen Artikel auch anderen Eltern, damit sie darüber nachdenken, was sie mit ihren Kindern machen!